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Faculty for Biology, Chemistry, and Earth Sciences

Department of Plant Systematics: Angiosperm Working Group - Prof. Dr. Sigrid Liede-Schumann

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Schanz, M; Meve, U; Feulner, M: Verlängertes sommerliches Trockenfallen von Bächen gefährdet die Vorkommen der reliktischen Moose Tetrodontium repandum, Geocalyx graveolens und Harpanthus scutatus in Nordbayern, Herzogia , 34(1), 173-188 (2021), doi:https://doi.org/10.13158/heia.34.1.2021.173
Abstract:
Die tief eingeschnittenen Rhätsandsteinschluchten im Gebiet westlich von Bayreuth sind ein herausragender Lebensraum für azonal verbreitete, seltene und bedrohte Moosarten wie Tetrodontium repandum, Geocalyx graveolens und Harpanthus scutatus. Das Kleinklima der tiefen Rhätschluchten mit den Elementen Kaltluftstau, hohe Luftfeuchtigkeit, bachnahe Standorte sowie Felseigenschaften wie Großporigkeit der Sandsteinfelsen sind Voraussetzungen für das Vorkommen der montan verbreiteten Felsbewohner. Angesichts des Klimawandels und den insbesondere 2018 und 2019 damit verbundenen sommerlichen Trocken- und Hitzeperioden, stellt sich die Frage, inwieweit das Fortbestehen der untersuchten 27 Standorte von Tetrodontium repandum, Geocalyx graveolens und Harpanthus scutatus, allesamt Arten, die keine längere Austrocknung überstehen, gefährdet ist. Es wurden die Trockenschäden (prozentualer Anteil abgestorbener Moosrasen) sowie Standortparameter wie Größe der Population, Exposition, Felsneigung, Entfernung zum Bach und Begleitarten erfasst. An drei Wuchsorten wurden außerdem über fünf Monate hinweg mithilfe von Datenloggern stündlich Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit aufgezeichnet. Die mittleren Temperaturen an den Schluchtstandorten lagen für den Messzeitraum ca. 3° niedriger als außerhalb der Schluchten. Die mittlere Luftfeuchte zeigte deutlich geringere Schwankungen als an einer Referenzmessstelle knapp 5 km entfernt und lag bei 80 % am Schluchtrand und 96 % am Bachufer. Mit einem durchschnittlichen Anteil von 31 % abgestorbenen Moosrasens war Tetrodontium repandum am stärksten von Trockenschäden betroffen. Bei Geocalyx graveolens waren durchschnittlich 9 % der Lager abgestorben, bei Harpanthus scutatus konnten dagegen keine Trockenschäden festgestellt werden. Geocalyx graveolens zeigte eine signifikante Zunahme der Trockenschäden mit der Entfernung der Wuchsorte zum Bach. Tetrodontium repandum zeigte deutlich mehr Trockenschäden an bachfernen Standorten sowie eine signifikante Abnahme der Populationsgröße mit der Entfernung zum Bach. Diese Studie identifiziert das zukünftig sich verlängernde Austrocknen der Bäche während sommerlicher Hitzeperioden als entscheidenden Gefährdungsfaktor für azonal verbreitete Moosarten in Oberfranken. Es ist daher von besonderer Bedeutung für den Schutz der Arten, die Drainierung im Einzugsbereich der Bäche zu reduzieren, um dem Versiegen der Bäche entgegenzuwirken.
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